Also Golf.
Wir waren heute zum ersten Mal in diesem Jahr Golf spielen. Es war großartig, auch wenn uns der kalte Ostseewind ordentlich durchgepustet hat. Aber wie sagte unser Golfplatzmensch: Ist wie Fahrrad fahren, verlernt man nicht über den Winter.
Seit ich Golf spiele, habe ich gefühlt 100mal dasselbe Gespräch geführt. Mit Menschen, die noch nie auf einem Golfplatz waren, geschweige denn mal einen Schläger in der Hand hatten. Ich will mich da übrigens keineswegs überhöhen: Solche Gespräche habe ich auch vorher schon geführt, nur halt mit Leuten, die Golf spielen, und ohne selbst jemals auf einem Golfplatz gestanden zu haben, geschweige denn einen Golfschläger in der Hand gehabt zu haben.
Im Grunde geht es immer um dieselben Themen: Elite, Schnösel, Umwelt, Rentnersport, kein richtiger Sport, alberne Klamotten, Zahnärzte, Zahnarztgattinnen, Männerbünde, Handicap. Was seinerzeit noch fehlte: ein abgewähltes Staatsoberhaupt, das während der Amtseinführung des Nachfolgers auf dem eigenen Platz eine Runde dreht.
Elite: Ja, da mag es einen Zusammenhang geben. Ein Golfclub kann sich sehr elitär geben. Allein schon durch die Jahresgebühr. Man benötigt recht zwingend eine persönliche Ausrüstung, bzw. würde ich zum Beispiel ungern mit anderen Schlägern als meinen spielen, und dann muss man sich halt welche kaufen. Das muss nicht unbedingt soooo teuer sein, man kann auch günstige Sätze auf Ebay schießen oder erstmal mit Einsteigersets arbeiten. Es gibt Clubs mit relativ geringen Jahresgebühren, fast überall kann man sehr günstige Fernmitgliedschaften abschließen, es gibt sogar eine Spieler:innenvereinigung der clubfreien Spieler. Das einzige, was man dazu erwähnen muss: Auf den meisten Golfplätzen wird vorausgesetzt, dass man eine Clubmitgliedschaft vorweisen kann, und die setzt in der Regel eine sogenannte Platzreife voraus, eine Art Golfplatz- und -spielführerschein. Dafür kann man teure Kurse buchen. Oder man bringt sich alles wesentliche selbst bei, indem man auf öffentlichen Plätzen übt, für die man keine Platzreife braucht. Das war letztlich mein Weg.
In anderen Ländern ist Golf Volkssport und wird sogar im Sportunterricht angeboten, Dänemark fällt mir da ein, ein kleines Land mit einer unglaublich hohen Anzahl an Golfplätzen.
Schnösel: Jupp. Ohne Ende. Es reicht schon, sich den Parkplatz oder die Gastronomie eines gewöhnlichen Golfplatzes anzuschauen. Abgespreizter Finger beim Schmapus danach und alles. Das schöne am golfen: Man kann sie weitestgehend ignorieren. Und unser Club ist eher unprätentiös, aber dazu später mehr.
Umwelt: Ich versuche mich kurz zu halten. Viel wird (und auch von mir und oft zu Recht) kritisiert, dass der Flächenverbrauch hoch ist und ein Golfplatz aufwendig bewässert werden muss, mit Wasser, das eventuell woanders dringender gebraucht wird. Da bin ich voll mit dabei. Golfanlagen in Dubai oder auf den Kanarischen Inseln finde ich problematisch (oder überall sonst, wo Wasser ein Thema ist). Da ich schon mäßige Hitze nicht gut aushalte, ist das für mich ein theoretisches Problem, denn ich würde nie auf die Idee kommen, nach Dubai oder Qatar zu fahren (sowieso nicht) und (schon gar nicht) dort Golf zu spielen.
Unser Golfclub hat stabil seit Jahren die höchste Zertifizierung in Sachen Natur und Golf. Die Teiche und Wasserläufe haben keine Filteranlage, sondern wurden mit einundrölfzig Muscheln zur natürlichen Reinigung besetzt. Es gibt eine Hühner… wie heißt das? Herde? Bande? einer alten, fast ausgestorbenen Rasse auf dem Platz. Es gibt Schafe, auch eine alte Rasse. Der Platz wird so natürlich wie möglich bewirtschaftet, also ohne Chemie, der natürliche Lebensraum von den Tieren wird erhalten, zum Beispiel der Lebensraum von Bodenbrütern, denen nicht alle paar Wochen die Wohnung weggemäht wird, oder von Hasen, Füchsen und Rehen. Es gibt mehrere Biotope. In den Wasserläufen leben Fische und Amphibien. Der Platz folgt den vorgegebenen geographischen Gegebenheiten, wurde also nicht brachial in die Landschaft gedrückt. Voll schön. Ich bin dort sehr gerne und habe nicht das Gefühl, an einer Umweltzerstörung beteiligt zu sein.
Rentnersport/ kein richtiger Sport: Vorweg: Ich laufe und ich trage mein Bag selbst. Also kein Golfcart und keine Tasche, die auf einem Fahrgestell (inzwischen oft sogar elektrisch unterstützt) geschoben oder gezogen wird. Das ist anstrengend. Auf dem Kurzplatz komme ich bei neun Löchern locker auf 5000-6000 Schritte. Auf dem Platz, auf dem ich angefangen habe, dürfte es noch deutlich mehr gewesen sein. Unser Platz ist zudem ziemlich hügelig. Das Schlagen selbst erfordert Kraft und Koordination und Technik. Und Ausdauer braucht man tatsächlich auch, besonders wenn man über 18 Löcher geht (hab ich noch nicht probiert). Also wenn das kein Sport ist. Ich lade jeden ein, mit mir mal über die neun Löcher des Kurzplatzes zu gehen.
Und dass das verblüffend viele alte Menschen machen: Sie haben Zeit und offensichtlich Geld. Und was kann man im Alter noch für Sport treiben? Golfen geht auch, wenn Teile des Körpers nicht mehr so richtig können (da kommen dann die Trolleys und Carts ins Spiel). Kinder und Jugendliche spielen übrigens auch Golf.
Alberne Klamotten: Jupp. Einiges hat seine Berechtigung, weil man einerseits witterungsgemäß gekleidet sein muss, andererseits beweglich bleiben möchte. Einiges ist auch etwas albern, wie zum Beispiel das Verbot von Blue Jeans oder das Gebot eines Kragens am Shirt. Aber ansonsten kann das ja jeder für sich entschieden.
Zahnärzte/ Zahnarztgattinen: Ja mei. Die gibt es tatsächlich, und oft sind sie wirklich peinlich.
Männerbünde: Kann ich naturgemäß nichts zu sagen.
Handicap: Eigentlich eine sehr coole Einrichtung, die es erlaubt, dass sich zwei Spieler:innen mit unterschiedlich gutem Spielvermögen trotzdem miteinander messen können. Dank des Handicaps kann ich locker gegen die schon viel länger und besser spielende Lady gewinnen.
Golfen ist eine knallharte Outdoorsportart. Schlechtes Wetter ist noch lange kein Grund, eine einmal begonnene Runde wieder abzubrechen, es sei denn, es gewittert. Wenn man Glück hat, laufen einem Häschen, Rehe oder Füchslein über den Weg. Wir haben viel Ostseeblick. Unser Club verfügt nicht über ein Schickimickiclubhaus, sondern über eine Terrasse mit Meerblick und ein paar zusammengerotzten Containern, in denen fabelhaftes Essen zubereitet wird, und über ein sehr liebenswertes und ganz und gar unaufgeregtes Personal. Wir fühlen uns in unserer sehr nichtklischeehaften Anmutung sehr wohlgelitten und aufgenommen. Es ist wunderbar. Ich freue mich, dass ich mit der Lady diesem Vergnügen nachgehen darf.
Hier wird es also künftig neben Katzen- auch Golfcontent geben. Und ich freue mich darauf, von euch zu hören, wie ihr das findet 😉 Bilder werde ich auch noch nachreichen.
Schöne Zusammenstellung. Über mangelnde Bewegung kann man sich wirklich nicht beklagen. Wind- und wettergegerbt wird man ganz nebenbei. Dieses Jahr war ich schon auf knapp 20 Runden (18Loch, Kurzplatz etc.). Finde es gut, dass man in unseren Breiten fast das ganze Jahr spielen kann.
Und Dänemark… Jaaaaa. Da kann man sich vor Golfplätzen kaum retten. Leider macht uns das doofe C seit zwei Jahren einen Strich durch die Rechnung, mal wieder in DK vorstellig zu werden.
LG allesistgut
20 Runden… oha! Wir kommen wohl auf zwei. Auf dem Kurzplatz. Aber schön. Fast die einzige Situation, in der C nicht so präsent ist (außer klar beim Anmelden).