Operation gelungen, Patient liegt

Jetzt kann ich’s ja verraten. Dank einer viele Jahre zurückliegenden Verletzung des rechten Sprunggelenks (ich habe es für eine gute Idee gehalten, den Weg auf eine Terasse mit einem Sprung durch das Fenster abzukürzen) befand sich im Fersenbein, der gemeine Orthopäde sagt Calcaneus, eine dort so nicht hingehörende Flüssigkeitsansammlung, vulgo Zyste, welche im vorbeschriebenen MRT zur Darstellung kam und unter anderem auch für mein seltsames Fuß-Aua verantwortlich war. Der Cheforthopäde war der Meinung, das muss weg. Na, und wenn das so ein Chefchen sagt, dann machen wir das doch glatt. Letzte Woche war es dann endlich so weit.

Am Tag vor der Aufnahme wurde ich vorstationär aufgenommen, das bedeutet vor allem, dass einem eine weitere Nacht in der Klinik erspart bleibt. Wenn man sich dann allerdings um 6:30 Uhr vollnüchtern auf der Station melden muss, macht das nun auch keinen besonders großen Unterschied mehr. Vorstationär musste ich mich dann zunächst im Zimmer Schwester Ute melden, wo bereits Schwester Mandy auf mich warte. So war es auch tatsächlich. Die ärztliche Untersuchung erfolgte zunächst durch eine Studentin. Da ich so geduldig war, diente ich dann noch ausführlich als Ausprobierexemplar in Sachen Ertastung der Fußpulse. Beim Blutabnehmen wollte ich der Studentin eigentlich einen Gefallen tun und sagte ihr, dass damals beim Plasmaspenden die rechte Seite eigentlich etwas besser war als die linke Seite. Naja, vielleicht entwickeln sich ja auch Venen im Verlauf der Zeit in verschiedene Richtungen. Beim zweiten Anlauf links lief es dann tatsächlich im wörtlichen Sinne. Später noch Aufklärungsgespräch milt der Anästhesistin. Glücklicherweise muss ich mich gar nicht zwischen Pest und Cholera Vollnarkose oder Spinalanästhesie entscheiden, sondern kann auch einfach ultraschallgesteuert die äußere Verlängerung des uns allen wahrscheinlich wohlbekannten Ischiasnervs lahmlegen lassen – ein sogenannter distaler Leitungsblock. Na, immer her damit!

Am nächsten Morgen lieferte mich dann der Capitano zu nachtschlafender Zeit auf der Station ab. OP-Slip und Hemdchen an und los gehts ab ins Bett. Es wird gewartet. Zwischenzeitlich erscheint der operierende Oberarzt und erklärt noch einmal ganz genau, wo er schneiden wird und dass der eine Nerv, der für den distalen Leitungsblock ohnehin lahmgelegt wird, möglicherweise ein paar Wochen der Erholung benötigen wird. Später rauscht auch noch die Visite durch, na, die können im Moment nicht viel für uns tun.

Dann werde ich geholt und erlebe endlich mal live das Gefühl, über einen Krankenhausflur durch eine Tür mit der Aufschrift OP-Bereich geschoben zu werden. In der Vorbereitungskammer wird nicht lange gefackelt, rechts wird die Blutdruckmanschette angelegt, EKG-Elektroden saugen sich am Körper fest und links habe ich in Nullkommanix eine Flexüle im Handrücken stecken. Erste Amtshandlung des Anästhesisten besteht darin, in die Flexüle ein Entspannungsmittelchen zu geben, vulgo auch gerne LMAA genannt. Und was soll ich sagen, der Stoff ist gut! 😉 Insbesondere vorteilhaft fand ich den Verlust des Zeitgefühls, also nicht komplett, aber ich dachte nicht die ganze Zeit daran, wie lange hier das schon dauert bzw. wie lange es wohl noch dauern wird. LMAA eben. Dann wurde in meiner Kniekehle per Ultraschall nach dem lahmzulegenden Nerv gesucht, wobei ich wieder einmal meinen absoluten Ultraschallanalphabetismus feststellen musste. Je mehr die Herren Anästhesisten sich darüber einig waren, dass man es gerade super gut erkennen könne, desto mehr sah ich Rauschen. Aber das waren vielleicht die Drogen ;-). Später im OP dachte ich irgendwann, eigentlich könnten sie nun auch mal anfangen, aber da zählten sie schon fast die Stiche. Man ist irgendwie zwar mittendrin, aber noch lange nicht dabei. Anschließend zwei Stunden Aufwachraum (wütiger Protest meinerseits: Ich bin schon wach!), wo ich meine Fähigkeiten im Biofeedback auslotete (ich versuchte, meinen Puls zu senken). Im Aufwachraum bekam ich endlich auch mal was zu trinken (um 6:30 nüchtern hieß tatsächlich, seit Mitternacht nichts mehr getrunken), nämlich Kräutertee in der Schnabeltasse, sowie einen vermutlich sinnlosen Schmerztropf (Fuß war noch bis weit in die Nacht gefühllos) und Flüssigkeitssubstitution intravenös. Zurück im Krankenzimmer wurde mir etwas gebracht, das von irgendwelchen Witzbolden als Mittagessen bezeichnet worden war; eigentlich war es eine einzige Frechheit. Der Hunger und auch wirklich nur dieser treibt es rein. Zum Abendbrot hatte ich mich ja bereits geäußert. Nun erschienen nacheinander eine ganze Reihe von Persönlichkeiten, mir wurden Gehhilfen gebracht und eine Physiotherapeutin angekündigt. Meine Zimmernachbarin war verschwunden und blieb es auch bis zum nächsten Morgen.

Da sich im Vorfeld alle, die sich irgendwie mit meinem Fuß befasst hatten, darüber einig waren, dass eine Nacht im Krankenhaus genüge, haute mich die Information des Stationsarztes bei der Visite tags darauf ziemlich von den Socken, dass ich noch mindestens eine weitere Nacht bleiben müsse, und erzählte mir allerlei von Wundheilungsstörungen insbesondere am Fuß. Leider hatte er sich den Fuß und insbesondere die Wunde überhaupt nicht angeguckt, das blieb fachlicherseits der einzige Negativpunkt in der ganzen Reihe positiv überraschender Arzt- und Pflegepersonalbegegnungen. Also noch eine weitere Nacht in dem viel zu engen und kleinen Zimmer, die ich glücklicherweise wieder alleine verbringen (und damit ungehindert mit ALF, Al Bundy und dem Hinspiel der Relegation zwischen HSV und Karlsruhe) durfte.

Nun soll ich Tag und Nacht das Gelenk kühlen, höher als die Herzgegend lagern und an zwei Unterarmgehstützen gehen, wenn sich ein Ortswechsel nicht vermeiden lässt. Wer mich kennt, dürfte wissen, wie leicht mir das fällt. Die erste vorbeugende Amtshandlung bestand zu Pfingsten in der Beschaffung einer Wii mit Mario Karts im Internetz. Tatsächlich ist es uns gelungen, ein Exemplar jener Sonderserie zu ergaunern, das in türkis *GRINS* daherkommt :-). Ich habe schon einiges freigefahren ;-). Am meisten trifft mich aber natürlich das Sportverbot für 3 Monate 😛 Fahrradfahren darf ich dann aber wieder.

Ab heute berichtet hafensonne also vom Sofa aus. Mal sehen, was da so zusammenkommt 😉

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5 Antworten zu Operation gelungen, Patient liegt

  1. Frau Tonari schreibt:

    Naja, „gefällt mir“ drücke ich lieber nicht.
    Aber ich freue mich, dass alles so gut verlaufen ist.
    Und die Unterarmstützen? Gab es die in schickem Türkis? Oder musste der Capitano sie umspritzen? 😆

    • hafensonne schreibt:

      Umspritzen war nicht nötig. Ich zitiere die Orthopädietechnikerin: „Also ich hab schwarze da, bordeauxfarbene, blaue… und noch ein Paar in türkis…“ 3 – 2 – meins *grins* Die müssen doch auf Jacke und Schuhe farblich abgestimmt sein!

  2. seepferdchenblog schreibt:

    Eigentlich hättest Du nun ein Medizinstudium auch noch hinbekommen. Ganz ehrlich, das Fuß- Aua war dazu bestimmt etwas tiefer in die Materie einzutauchen! Sport frei…

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