Der alte Mann und das Meer

Gestern nachmittag weilten wir in der denkbar nettesten Begleitung im Kurhausgarten Warnemünde, in dessen Kurmuschel Manfred Krug und Uschi Brüning konzertierten. Abgesehen von dem horrenden Preis war es eine schöne Veranstaltung, die allerdings teils auch etwas skurril wirkte. Zunächst ist von dem einst stattlichen Manfred Krug kaum mehr etwas übrig, im Gegenteil schleppte sich ein klappriges Männchen in einer viel zu großen Strickjacke und auch sonst eher opahafter Erscheinung auf die Bühne, so dass nicht nur wir offensichtlich befürchteten, im Verlauf unfreiwillig einem öffentlichen Ableben beizuwohnen. Aber Herr Krug blühte während des Konzertes sichtlich auf und sorgte mit seinen liebevollen Frozzeleien gegenüber uns Fischköppen sogar für etwas Stimmung. Anfangs allerdings setzte er sich nach genau einem gemeinsam mit Uschi Brüning gesungenen Liedes an einen mittig plazierten Tisch auf der Bühne und beobachtete für mehrere von ihr solo vorgetragenen Lieder das Geschehen. Später war dann auch Uschi Brüning immer mal wieder für längere Zeit verschwunden und überließ ihrem Kollegen allein das Feld, der sich den Spaß machte, uralte Internetkamellen zum besten zu geben.

Musikalisch hätte man sich das ganze sicher sparen können – die begleitenden Musiker kamen über den typischen DDR-Jazz nicht hinaus – nicht nur weil die Eintrittspreise der Musik nicht im entferntesten gerecht wurden und auch die Spielzeit mit nicht einmal 2 Stunden, naja, okay, Herr Krug ist ja nun auch weder der Jüngste noch der Gesündeste, aber trotzdem etwas kurz war. Auch der Veranstaltungsort bekleckerte sich nicht mit Ruhm Ruf, angefangen bei der kleinlichen Taschenkontrolle am Einlass über die analog zu den Tickets ebenfalls maßlos überzogenen Proseccopreise bis hin zu den 50 Cent Pfand auf die Plastebecher (!), in denen jener Trank serviert wurde. Einzig der Kulturgenuss unter freiem Himmel bei schönster Nachmittagssonne und die Gegenwart gleich zweier Legenden machten den Nachmittag insgesamt doch annehmbar. Und mal ehrlich, Kollegen. Ein nachmittags durchgeführtes, pünktlich begonnenes Konzert, so dass man noch einigermaßen wach und nüchtern nach Hause kommt, zudem bestuhlt – ich werde auch nicht jünger. 🙂

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4 Antworten zu Der alte Mann und das Meer

  1. Herr Ackerbau schreibt:

    Erinnert mich daran, wie ich vor 15 Jahren mal Tom Jones angesehen habe…

  2. Frau Tonari schreibt:

    Leider habe ich das Konzert im
    Berliner Schauspielhaus von vor x Jahren auch in keiner guten Erinnerung. Herr Krug war ein Schatten seiner selbst und hatte versäumt zu bemerken, wann es Zeit war von der Bühne abzudanken.
    Es bleibt irgendwie ein fader Beigeschmack von Ostalgie…

    • hafensonne schreibt:

      Ach, der Manfred Krug hat mich weniger gestört als vielmehr das katastrophale Setting mit völlig überteuerten Karten und Getränken sowie einer ziemlich unbemühten Uschi Brüning, die auf der Bühne hauptsächlich Krugs Krankenschwester und Stichwortgeberin gab, ansonsten aber so gar nicht als „Hauptact“ präsent war. Sie hat nicht mal das Publikum begrüßt oder sowas. Krug kam im Verlauf immer mehr in Gang, das hatte schon was mit dem alten Mann 😉

  3. seepferdchenblog schreibt:

    Für Rentner werden solche Veranstaltungen unter dem Motto „Matinee“ oder „Tanztee“ angeboten. Ich bin trotzdem etwas neidisch und werden den beiden nochmal in Neubrandenburg eine Chance einräumen, vorrausgesetzt er schafft es noch. Würde mich sehr freuen…

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